„Eigentlich wird es nicht leiser“ - Rundschau-online vom 19.04.2012
"Jetzt liegt es am Bundesverkehrsminister, diese Entscheidung im Sinne der Bürger auch zu bestätigen", erklärte Dr. Heiner Mersmann vom Rösrather Verein "Lebenswertes Sülztal" zu der Nachtflug-Entscheidung des NRW-Kabinetts.

RHEIN-BERG - "Jetzt liegt es am Bundesverkehrsminister, diese Entscheidung im Sinne der Bürger auch zu bestätigen", erklärte Dr. Heiner Mersmann vom Rösrather Verein "Lebenswertes Sülztal" und von der "Ärzteinitiative Für Ungestörten Schlaf" zu der Nachtflug-Entscheidung des NRW-Kabinetts.

Das Passagierflugverbot zwischen 0 und 5 Uhr könne aber nur "ein erster Schritt in die richtige Richtung sein, dem weitere folgen müssen", so Mersmann. Etwa die Herausnahme der lautesten Fracht-Flieger aus der Nacht sowie wirksame Anreize zum Einsatz lärmarmer Fluggeräte durch drastische Erhöhung der Lande- und Startentgelte für besonders laute Flieger und Erstellung eines Lärmminderungskonzeptes unter Beteiligung aller Betroffener. Hinzu komme die Forderung, langfristig den nächtlichen Frachtflug in den Tag zu verlagern, wie dies beispielsweise der Kreistag in Siegburg schon mehrfach gefordert habe. Dafür werde sich der Verein auch weiter einsetzen. Bisher sammelte der Verein 1925 Unterschriften gegen nächtlichen Fluglärm.

Wird es nun leiser bei uns im Kreis, wenn die Passagierflüge nachts wegfielen?, fragen viele Rhein-Berger jetzt. Helmut Breidenbach, ehemaliger Rather Bürger und heute Präsident der Bundesvereinigung gegen Fluglärm und Vorstandsmitglied der Lärmschutzgemeinschaft K/B, die auch im Bergischen aktiv ist, sagte gestern: "Leiser wird es eigentlich nicht. Die Dichte der nächtlichen Flugbewegungen wird geringer."

Breidenbach glaubt übrigens nicht, dass sich über die Gebührenpolitik irgendetwas erreichen lasse: "Zehn Jahre weiter mit den alten lauten Maschinen zu fliegen, ist immer noch wirtschaftlicher als der Kauf einer neuen leiseren Maschine", erklärte Breidenbach. Die besonders lauten Maschinen kosteten in Köln überdies nur "einen Bruchteil von dem, was die Logistikkonzerne in Frankfurt oder Hamburg für deren Einsatz bezahlen müssen": Sie werden mit geringen Gebühren nach Köln gelockt." Die Lärmschutzgemeinschaft nennt ein Beispiel an Hand der lauten "MD 11": "In Köln werden 280 Euro erhoben, in Hamburg 2526 Euro. Für exakt denselben Vorgang."

Als dringlich bezeichnet Breidenbach die Erstellung des lange überfälligen Lärmminderungskonzepts. Als falsch wies man gestern die Aussage der Flughafenspitze zurück, der Passagierflug sei im Paket der Verlängerung bis 2030: "Er ist ausdrücklich herausgenommen worden in Punkt 11.2 der Regelung."