Lehmbacher: "Wir saufen ab!" - Bürger fühlen sich von Politik überrumpelt
Bergisches Sonntagsblatt vom 14.08.2010
Dicht gedrängt folgen Rösrather Bürgerinnen und Bürger dem Vortrag der "Bürgerinitiative gegen Lehmbach-Nord". Sollen sich die Rösrather Bürger, vor allem die aus Hoffnungsthal, gegen die neue Industrieansiedlung in Lehmbach zur Wehr setzen?
Hoffnungsthal. "Wenn die Lehmbach zubauen, gehen wir am Zechenhäuschen unter!", befürchtet Anton Heinen die Wirkung künftigen Hochwassers der Sülz. Auch die Hoffnungsthalerin Monika Karakurt ist strikt gegen den Bebauungsplan: "Das Ortsbild wird extrem verändert, das Ökosystem gerät durcheinander und ob das Gewerbegebiet nennenswert Arbeitsplätze und Steuereinnahmen bringt, ist nicht klar." Peter Brauer vorwurfsvoll Richtung Rat und Verwaltung: "Die Bezeichnung "produzierendes Gewerbe" ist verharmlosend. Es geht klar um Ansiedlung "schmutziger" Industrie.

Rund 120 Bürgerinnen und Bürger hatten sich auf Einladung der "Bürgerinitiative gegen Lehmbach-Nord" in der Gaststätte "Lehmbacher Hof" eingefunden und die möglichen Folgen der geplanten Gewerbeansiedlung heftig diskutiert. Durch die enorme Vergrößerung des Gewerbegebietes fürchten sie um ihre Gesundheit und Lebensqualität. Besonders die bis zu 20 Meter hohen Bauten im zentralen Bereich stellten viele Risiken dar. Auch die vermehrte Verkehrsbelastung sei nicht ausreichend untersucht worden. Und überhaupt sei das Planungsverfahren mit erheblichen Mängeln belastet.

Auch der Lehmbacher Uwe Pakendorf, CDU-Kreistagsabgeordneter, geht mit den Kommunalpolitikern stark ins Gericht: "Der Planungsausschuss hat die Bürger nicht mit eingebunden. Das muss nachgeholt werden". Außerdem fehle ein schlüssiges Gesamtkonzept der Stadtentwicklung. "Immerhin hat die Stadt eine Überarbeitung des Bebauungsplanes bis zum Herbst angekündigt", so Wolfgang Lieth hoffnungsvoll.

Viele sind fassungslos über die ihrer Meinung nach ohne Bedarf und ohne die erforderliche Sorgfalt erstellte Planung an den Ufern der Sülz und befürchten: dieser Bebauungsplan hat schlimme Auswirkungen für ganz Rösrath. Nun werden Protestmaßnahmen wie Gründung eines Vereins zur Einleitung eines förmlichen Klageverfahrens oder Bürgerbegehrens gefordert. Fast tausend Unterschriften gegen die neue Industrieansiedlung in Lehmbach liegen der Initiative bereits vor. "Wir werden gewaltig Druck machen. Die Politik wird einknicken!", ist sich der streitbereite Anwohner Frank Keneder sicher. Kontakt: lehmbach-nord@online.de.