Happ geriet schwer unter Druck

Kölnische Rundschau online, von WALTER K. SCHULZ, 06.03.07

Rösrath - Bürgermeister Dieter Happ zeigte sich gestern Abend konsterniert. Nicht die Protestaktion der Bürger, die gegen die Bebauung des Paffrather Feldes und des Hoffnungsthaler Sülzbogens kämpfen, an sich brachte Happ fast aus der Fassung - eine spezielle Plakattafel war es, die ihn in Rage versetzte: „ Kalsbach und Happ schaden unserer Stadt!“

„Ich habe 17 Jahre alles für diese Stadt getan. 77 Prozent der Bürger haben mich zuletzt gewählt. Was soll dieser Spruch? Das weise ich zurück. Sie vergewaltigen mich mit diesem Schild!“

„Wo ist denn der

Baudezernent?“

Erst als Mark vom Hofe, Vorsitzender des Bergischen Naturschutzvereins (RBN), die Wogen mit dem Hinweis glättete, der Spruch gelte nur für den Fall, „wenn die Bebauung kommt“, war Dieter Happ bereit, die rund 4000 Unterschriften gegen die Bauabsichten entgegen zu nehmen.

Eine Gruppe von 30 Bürgern zog gegen 16.45 Uhr vors Rathaus. „Bebauungswahnsinn im Sülzbogen. Nein Danke!“, „Profit gegen Natur und Vernunft nicht mit uns“, „Wir möchten unseren Wald erhalten. Gegen die Bebauung des Paffrather Feldes“, „Stoppt die Bebauung an der Sülz“ stand auf den Tafeln und Spruchbändern. Mark vom Hofe betonte, die Unterschriften seien von Bürgern, von RBN und BUND gesammelt worden.

„Wo ist denn der Baudezernent, Herr Kalsbach?“ rief eine Bürgerin in den Hoffnungsthaler Nieselregen. Happ: „Ich weiß es nicht.“ Ein Bürger hatte ihn gesehen: „Er ist um 16.32 Uhr in sein Auto gestiegen und davon gefahren . . .“

„Bisher haben wir von Ihnen nicht gehört, dass Sie gegen die Pläne sind“, hielten die Bürger Happ mehrfach entgegen, „Sie müssen doch eine Meinung dazu haben.“

Happ dazu: „Ich nehme Ihre Wünsche alle ernst. Und ich sage Ihnen: Es wird nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird.“ Wer Fragen habe könne sich direkt an den Beigeordneten wenden, und er nannte Kalsbachs Telefonnummer im Amt. Doch die Bürger ließen nicht locker. Happ habe ein Schriftstück unterschrieben, in dem es heiße, dass alle Grundstückseigentümer im Sülzbereich ihr Land verkaufen wollten für das Bauprojekt: „Das stimmt nicht, 42 Prozent werden nicht verkaufen.“ Happ: „Noch wird hier nichts gebaut. Alles wird beraten.“ Er verwies aber darauf, dass er Beschlüsse des Rates ausführen müsse.

In einer Resolution forderten die Bürger, „dauerhaft auf die Bebauung des Paffrather Feldes und des Hoffnungsthaler Sülzbogens zu verzichten.“ In Rösrath gebe es genügend leer stehenden Wohnraum, der Familien mit Kindern zu günstigen Konditionen angeboten werden könnte. Die Häuser stünden seit fast vier Jahren leer und verfielen zusehends.

In Anbetracht dessen erscheine den Bürgern „eine weitere Zerstörung der umliegenden Natur als überflüssig, ja sogar unverantwortlich.“ Rösrath begründe schließlich seine Attraktivität in der Hauptsache durch seine Lage und die umgebende Natur.

Die Stadt habe bereits in den letzten Jahren entstandene Neubaugebiete stark an Attraktivität eingebüßt: „Aber Natur- und Umweltschutz scheinen in Rösrath, wenn überhaupt, nur eine untergeordnete Rolle zu spielen.“

Der Versuch, die leeren Kassen der Stadt „erneut durch den Verkauf von Grund und Boden zu sanieren“, sie keine Lösung. Zudem sei die Infrastruktur auf weitere Zuzugsgebiete nicht ausgerichtet, heißt es im Resolutionstext.


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