Erste Erfolge machen Naturschützern Mut - Bergische Landeszeitung vom 02.01.2012
Klaus Hasbron-Blume und Dr. Heinrich Mersmann sind zufrieden. Gerade einmal zehn Monate ist der Verein „Lebenswertes Sülztal“ aus Rösrath alt, doch können beide Vorstände des Vereins schon auf Erfolge zurückblicken.
RHEIN-BERG - „Wir haben uns Respekt erarbeitet und erreicht, dass man uns Ernst nimmt.“ Zufrieden sind Klaus Hasbron-Blume und Dr. Heinrich Mersmann. Gerade einmal zehn Monate ist der Verein „Lebenswertes Sülztal“ aus Rösrath alt, doch können beide Vorstände des Vereins schon auf Erfolge zurückblicken: „Wir haben mit erreicht, dass das Gewerbegebiet Lehmbach-Nord zu Grabe getragen wurde. Nebenbei wurden dank unserer Initiative alle hochwassergefährdeten Bereiche an der Sülz neu berechnet“, betont Hasbron-Blume. „Und wir werden nicht dabei stehen bleiben“.
77 Mitglieder konnte der Verein gewinnen und darf jetzt hoffen, dass seine erste Initiative, ein naturnaher Rad- und Wanderweg an der Sülz von rund drei Kilometern, für den der Verein schon einen RWE-Umweltpreis erhielt, verwirklicht wird. Zumindest etwa ein Drittel des vorgeschlagenen Weges, für den der Aggerverband zuständig ist, „könnte vielleicht nicht 2012, aber 2013 entstehen“, so Hasbron-Blume.
Überhaupt will der Verein konstruktiv arbeiten, will sich in Gesprächen mit Stadt, Kreis oder Aggerverband einsetzen für Vorhaben, „die wir für Natur, Umwelt und Lebensqualität für wichtig halten“. So habe man die Stadt Rösrath von den Vorteilen des Sülzwanderwegs durch Berechnungen überzeugt. Danach würde die Sanierung des gesamten Wegs entlang der L 284 allein rund 800 000 Euro kosten. Ein „naturnaher Weg kann wesentlich kostengünstiger realisiert werden“, so Hasbron-Blume. Inzwischen stünden die beiden Städte ebenso hinter dem Projekt wie die Fraktionen der großen Parteien.
Und ein bisschen hält es sich der Verein zugute, „dass sich die Verantwortlichen ermutigt fühlen dürfen, früher auf den Bürger zuzugehen bei Planungen“, formuliert es Heinrich Mersmann. Der Streit um Lehmbach-Nord sei für die Politik eine Lehre gewesen. Wie geht es weiter? Der Vorschlag von Rad- und Wanderwegen zieht weite Kreise, gedacht ist zudem an einen durchgängigen Weg, eine „Agger-Sülz-Runde“ von rund 60 Kilometern, mit Stationen in drei Kreisen von Troisdorf, Lohmar bis Lindlar über Engelskirchen, Overath zurück nach Lohmar. Dies wurde jetzt beim Rheinisch-Bergischen Kreis eingebracht. Die Pläne finden auch beim ab heute amtierenden Landrat Dr. Hermann-Josef Tebroke Zustimmung, er unterstützte die Überlegungen schon als Lindlarer Bürgermeister.
Bei Landschafts- und Naturschutz, zu denen es künftig offene Arbeitskreise geben wird,bleibt der Verein nicht stehen. 2012 soll der Kampf gegen Fluglärm das zentrale Thema werden. „Da wollen wir uns einmischen“ betont Mersmann, der sich seit vielen Jahren gegen Nachtflüge engagiert. Zuletzt gewann das Thema durch die Verlagerung von Flügen von Frankfurt nach Köln-Bonn an Brisanz. Zudem setzt Köln-Bonn immer mehr auf Frachtflüge: Stolz berichtete der Flughafen kurz vor Silvester von einem Frachtrekord, 743 000 Tonnen wurden umgeschlagen, 13 Prozent mehr als im Vorjahr.
Und das Wachstum soll geht es nach den Verantwortlichen weitergehen. 2012 sollen es 800 000 Tonnen werden, eine Steigerung um acht Prozent. Und die Frachtflüge finden nachts statt. „Wir wollen aber nicht die Lärmmüll-Deponie der Bundesrepublik sein“, betont Mersmann und verweist auf neue Studien, dass nächtlicher Lärm nicht nur lästig sei. Es verdichten sich Anzeichen, dass „Lärm nicht nur zu Schlafstörungen, Gehörschäden und Einschränkung der kognitiven Leistungsfähigkeit führt, sondern auch zu vermehrtem Auftreten von Hypertonie, Herzinfarkt und Schlaganfall“, zitiert Mersmann einen Artikel aus dem Deutschen Ärzteblatt. Daher schließt sich der Verein in der zweiten Januarwoche einer bundesweiten Unterschriftenaktion an. Kernforderungen sind ein Nachtflugverbot zwischen 22 und 6 Uhr früh. Für Passagierflüge sei dies in jedem Fall möglich, bei Frachtflügen solle es da die Rechtslage bis 2030 in Köln-Bonn Frachtflüge zulässt „zumindest eine möglichst starke Reduzierung“ geben, fordern Mersmann und Hasbron-Blume, die derzeit um prominente Unterstützer aus der Politik werben. Die sollen als erste unterschreiben. Auch ist die Beteiligung an einem bundesweiten Protesttag geplant: Mitte März, wenn das Bundesverwaltungsgericht über Nachtflüge in Frankfurt entscheidet. Dann soll sich der Protest auch in Köln-Bonn zeigen. Dafür versucht „Lebenswertes Sülztal“ nun, „alle ins Boot zu holen“