Diskussion im Stadtforum - Eine „Vision“ für Rösrath
Kölner Stadt-Anzeiger online vom 22.10.201421.10.2014


„Wie wollen wir in 15 oder 30 Jahren leben?“ Dieses Thema stellten die Initiatoren von der Agenda-Gruppe und der Verein Lebenswertes Sülztal zur Diskussion im Stadtforum. Die Vorgabe traf auf ein reges Interesse. Von Thomas Rausch

Rösrath.
Viele Bürger sagten ihre Meinung zur Stadtentwicklung. Dafür sorgte Moderator Bernd Heinermann bei der Diskussion im Bürgerforum Hoffnungsthal. Über 120 Besucher zeigten Interesse, aber auch Vertreter von Politik und Stadtverwaltung. Die Initiatoren von Agenda-Gruppe und Verein Lebenswertes Sülztal wollten Bürger und Verantwortliche der Stadt ins Gespräch bringen. Ziel sei eine „Vision“ für Rösrath, sagte Klaus Hasbron-Blume vom Lebenswerten Sülztal. „Wie wollen wir in 15 oder 30 Jahren leben?“ Ein zentrales Thema sei der demografische Wandel. Zu den Anliegen aus dem Publikum zählten Verkehr und die Sorge um alte Bausubstanz. „Hoffnungsthal soll nicht kaputtgebaut werden“, forderte ein Besucher.

Wie das gelingen kann, zeigten die Beiträge von Experten. Veronika Howe, Architektin und Fachfrau für Stadtplanung, wollte das „kulturelle Erbe“ bewahren. Sie empfahl Instrumente wie Flächennutzungsplan, Erhaltungssatzung zum Schutz eines Ensembles, Gestaltungssatzung und Gestaltungsbeirat. All das lasse sich im Dialog von Stadt und Bürgern anstoßen: durch Leitbilddiskussion, Masterpläne oder Stadtteilkonzepte. Das sei finanzierbar, sagte Howe: „Es gibt für alles einen Fördertopf.“

Die Veranstaltung war gut besucht.

Stadtbaurat Michael Stojan aus Siegen stellte sich als Vorstandsmitglied der Gemeinschaft zur Förderung regionaler Baukultur vor. Der Verein strebe eine Gegenbewegung zu zerstörerischen Konzepten der Architektur an. Moderne Gebäude sollten nicht „Fremdkörper“ in der Stadt sein und für einen „Bruch“ sorgen, wie vielfach propagiert. Sein Ziel seien „Harmonie und Kontinuität“, sagt Stojan. „Man kann modern bauen, ohne das Stadtbild zu zerstören.“

Auf die Frage, wer sich in seiner Freizeit für das Stadtbild engagieren würde, meldeten sich einige Besucher. Politiker reagierten unterschiedlich. Dirk Mau (SPD) äußerte große Sympathie für Bürgerbeteiligung, der Einfluss seiner Fraktion sei aber begrenzt. Jörg Feller (AfD) betonte, auch er wolle „Ortsverschandelung“ verhindern. Nach Leitbilddiskussion und Gestaltungsbeirat gefragt, sagte Bürgermeister Marcus Mombauer (CDU), er könne sich „das alles vorstellen“. Friedhelm Weiß (Grüne) fand eine Leitbilddiskussion „super“, die Bürger müssten dabei aber durchhalten. Erik Pregler (FDP) forderte klare Wünsche: „Sagen Sie doch einfach, was Sie wollen! Dann machen wir das.“

Die Besucher nannten daraufhin Ideen, wie sich Beteiligung fördern ließe. Auf die Forderung nach mehr Transparenz folgte der Hinweis, Planungsdetails seien auf der Internetseite der Stadt zu finden. Heiner Mersmann vom Lebenswerten Sülztal machte wiederum klar, dass Bürger sich erst organisieren müssten. Ein Besucher schlug vor, bei Planungen nicht nur Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange einzuholen, sondern auch die „Träger bürgerschaftlicher Belange“ zu fragen. Dezernent Christoph Herrmann von der Stadt Rösrath zeigte große Sympathie für die Sicht seines Siegener Kollegen Stojan. Bei allen interessanten Vorschlägen wolle er auch „Wasser in den Wein schütten“: So sei der Einfluss eines Gestaltungsbeirats begrenzt. Er bedauerte den Bebauungsplan, der einen großen Baukörper in der Hauptstraße 318 ermöglicht. Er sei ein „Fehler“. Für die offenen Worte fand er großen Beifall.

Hanne Heinermann von der Agenda-Gruppe kündigte eine weitere öffentliche Diskussion im Frühjahr an. Gemeinsame Forderungen formulierten die Bürger noch nicht. Zum aktuell diskutierten Einkaufszentrum an der Bitze solle die Stadt eine Diskussion anbieten, sagte Klaus Hasbron-Blume. Weiter forderte er ein „Forum“ zur Stadtentwicklung.