Fluglärm:
Ärzte: Limits für Lärm zu hoch - KStA vom 05.06.12
Mediziner kritisieren, dass die Grenzwerte einzelne sehr laute Flugzeuge nicht berücksichtigt und stattdessen einem künstlich erstellten Dauerschallpegel als Gesetzeskriterium zu Grunde liegt.
Siegburg - Fluglärm schadet der Gesundheit. Und die Gesetze in Deutschland schützen die Menschen davor nicht ausreichend. Auf dem Deutschen Ärztetag haben Mediziner daher eine Resolution mit klaren Forderungen an die Politik beschlossen: "Sämtliche Regelungen für den Flugbetrieb müssen so angelegt werden, dass sie vorrangig den Schutz der Bevölkerung" zum Ziel hätten und erst "nachrangig die Wirtschaftlichkeit der Fluganbieter und Flughäfen".
Das aktuelle Fluglärmgesetz entfaltet nach Meinung der deutschen Ärzte "die schlechteste Schutzwirkung vor Lärm". Das liege daran, dass die Lärm-Grenzwerte "deutlich zu hoch" seien und "in einem offensichtlichen Widerspruch" zu nationalen wie internationalen Studien stünden, heißt es im Protokoll des 115. Deutschen Ärztetages, der in Nürnberg stattfand.
Die Mediziner kritisieren zudem, dass die Grenzwerte die einzelnen sehr lauten Flugzeuge nicht hinreichend berücksichtigen, sondern stattdessen auf dem künstlich errechneten Dauerschallpegel beruhen. "Das ist unhaltbar, weil damit Risiken verharmlost und Kausalitäten sowie Verantwortlichkeiten verdeckt werden." Die geltenden Regelungen setzten die Bürger "vermeidbaren Risiken durch Lärm" aus; Fluglärm und Abgas-Emissionen lösten "vermeidbare Gesundheitsstörungen und Krankheiten" aus. Dass die Behandlungskosten dafür von der Allgemeinheit der Krankenversicherten bezahlt werden, während die Fluglinien und -Häfen ihre Gewinne abführen, hält der Deutsche Ärztetag für nicht hinnehmbar - zumal die europäische Flugwirtschaft jährlich mit 30 Milliarden Euro aus Steuergeldern subventioniert werde.
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Der Ärztetag hat Bund und Länder aufgefordert, die Bevölkerung nachhaltig und umfassend vor den Folgen des Flugverkehrs durch Abgase und Lärmemissionen zu schützen. "Dazu sind Ärzte und Lärmforscher in die Überarbeitung der Gesetze und Regelungen aktiv einzubeziehen", forderte der Ärztetag. Das bestehende Fluglärmgesetz und die untergeordneten Regelwerke sind kurzfristig so zu überarbeiten, dass aktuelle wissenschaftliche Evidenz berücksichtigt wird. Dazu sind Ärzte und Lärmforscher in die Überarbeitung der Gesetze und Regelungen aktiv einzubeziehen!