Man steht senkrecht im Bett - Leserbriefe im KStA vom 18.02.2014
Zu "Widerstand gegen schärfere Nachtflugregeln" (16. 1.), "Antrag für Flugverbot noch in Arbeit" (28. 1.), "Schlaf ist Bürgerrecht" Gastbeitrag von Stefan Greiner (29. 1.), "Forderung nach wirksamer Lärmminderung" (Ausgabe vom 15./16. 2.)
Volle Lautstärke
Der Artikel von Prof. Greiner spricht mir aus der Seele! Lindlar ist seit einigen Jahren, seit einer Flugroutenänderung, von diesem nächtlichen Radau betroffen. Vorwiegend Frachtmaschinen versuchen nachts über reinen Wohnbereichen an Höhe zu gewinnen. Spätestens dann, wenn die Piloten den "Aschekegel", in der Nähe von Engelskirchen gelegen, sichten, werden die Triebwerke auf volle Stärke gefahren. Der Effekt ist: Spätestens dann steht man im Bett oder schwebt mindestens einen halben Meter über der Matratze! Erzählt man im Freundes- oder Bekanntenkreis solche Szenarien, wird man häufig ungläubig angeschaut, nicht selten erfährt man aber auch und ganz nebenbei, dass häufig die Marktlücke "Nächtliche Passagierflugmöglichkeit" beispielsweise von Golfern genutzt wird, um morgens irgendwo in nordafrikanischen Gefilden rechtzeitig um 8 Uhr auf einer Golf-Anlage zu stehen! Mir fehlt für alles, was die Nachtruhe so empfindlich und nachhaltig stört, jedes Verständnis. Selbst der Großflughafen Frankfurt hat eine Nachtruhezeit eingeführt. Bestandsflughafen hin oder her, es darf künftig keine Nachtflüge mehr geben mit Dezibel-Zahlen, die viel zu hoch liegen. Sie zerstören unsere Gesundheit, ja, unser Leben! Vor etwa 33 Jahren habe ich Köln den Rücken gekehrt und hier gebaut, mittlerweile bereue ich diesen Schritt.
M. D., LINDLAR
Denen ist das schnuppe
"Schlaf ist Bürgerrecht" - wie wahr und doch erstaunlich, dass solche Selbstverständlichkeiten noch ausdrücklich betont werden müssen! Es geht aber nicht bloß um ein x-beliebiges Bürgerrecht sondern um ein Grundrecht. Den Bundes- wie Landespolitikern ist das jedoch weitgehend schnuppe. Für diese Herren haben ganz andere Dinge Priorität. So stand für die CDU-Rüttgers-Landesregierung 2008 fest, dass man die Umsiedlung der US-amerikanischen Nachtfracht-Gesellschaft FedEx von Frankfurt nach Köln dadurch ermöglichen müsse, dass die befristete Nachtfluglizenz ruckizucki um 15 Jahre verlängert gehöre. Und für die Kölner SPD steht fest, dass das seit 1996 dreimal vom NRW-Landtag eingeforderte Passagierflugverbot angeblich 1700 Arbeitsplätze gefährde. Sie berufen sich auf die gleiche dubiose Quelle, die auch die Flughafenlobbyisten nicht müde werden zu zitieren: Ein vom Flughafen in Auftrag gegebenes Gutachten, das von Prof. Thießen schon vor drei Jahren wegen mangelnder Sorgfalt abqualifiziert wurde.
H. SCH., HENNEF
Peinliche Sache
Skrupellos verteidigt die deutsche Luftverkehrswirtschaft den Bedarf an Nachtflügen zwischen 23 und 5 Uhr. Da echauffiert sich der Lufthansa-Vorstand über einseitige Sonderbelastungen - Steuern und Emissionshandel - und behauptet, im globalen Wettbewerb zurückzufallen. Peinlich ist nur, und darüber schweigt er, dass die deutsche Wirtschaft mal wieder einen enormen Exportüberschuss unter diesen "schlechten" Bedingungen eingefahren hat und derzeit überlegen muss, wie Deutschland sein Luxusproblem lösen könnte. Das Industrieland Deutschland ist laut seriöser Studien nicht auf Flughäfen angewiesen, die 24 Stunden betriebsbereit sind. Da reicht ein 18-Stunden-Arbeitstag, zumal dann auch die gesundheitsschädigenden Sonderbelastungen bei den Flughafenanwohnern abnehmen werden. Der Gesetzgeber darf sich von den Lobbyisten der Luftfahrt nicht weiter bevormunden lassen.
M. P., KÖLN