Barbara-Kapelle - Das Kapellen-Duo im Bergischen Land - KStA vom 10.01.2013
In Rösrath und in Lindlar stehen zwei nahezu identische Barbara-Kapellen - Eine entstand im Jahr 1693, die Lindlarer Replik im Freilichtmuseum wurde vor kurzem eingeweiht. Die Heilige Barbara ist die Schutzpatronin der Bergleute. Von Gisela Schwarz

Rösrath/Lindlar.
Seit 1693 steht die kleine Barbara-Kapelle in Hellenthal zwischen Hoffnungsthal und Untereschbach. Sie ist nur 5,50 Meter lang, 3,20 Meter breit und 2,30 Meter hoch. Nur ein Dutzend Menschen finden in ihr Platz, doch sie ist wertvoll ausgestattet mit einem Barockalter, Figuren von der Heiligen Barbara und der Heiligen Catharina. Beeindruckend ist die Eingangstür aus dicken Eichenbohlen, die mit handgeschmiedeten Vierkantnägeln in geometrischer Ordnung eingeschlagen wurden. Im Türbalken entdeckt man das Baujahr 1693. Namensgeberin für das idyllisch gelegene Kirchlein neben dem Fachwerkensemble ist die Heilige Barbara, Schutzpatronin der Bergleute. Und das hat seinen Sinn, denn direkt gegenüber am Hang liegt das ehemalige Bergwerksgebiet Lüderich, wo bis 1978 Eisenerz abgebaut wurde.

Der Gutsherr Joan zum Pütz ließ im „verträumten Höllendahl“ die Kapelle aus Holzfachwerk mit dem kleinen Glockenturm direkt neben seinem Bauernhof errichten. Auch wenn darin nur wenig Menschen Platz fanden, durfte dort das heilige Messopfer gefeiert werden – nachzulesen in den Akten des Generalvikars Johannes Hermann von Caspars aus dem Jahr 1880. Auch die Kinder von Hellenthal und auch Lehmbach wurden in dem Kirchlein, das zum Kirchspiel Bensberg gehörte, getauft. Alle Wirren der Geschichte hat die Kapelle überstanden, doch baufällig geworden, wurde sie im 20. Jahrhundert immer wieder repariert und umfassend restauriert. Am 17. April 1988 stand sie wieder mit neuem Glockenturm, weißen Lehmflächen und dunklen Eichenbalken da. Heute ist sie ein beliebter Anlaufpunkt bei einem Rundgang durch den Königsforst über den Tütberg.

Seit einiger Zeit hat die Hellenthaler Barbara-Kapelle einen Doppelgänger im Freilichtmuseum Lindlar. Oben am Mühlenberg mit Blick in das weitläufige Lingenbachtal steht die originalgetreue gleichnamige Kopie. Vor kurzem wurde sie in einem Festakt von Weihbischof Dominikus Schwaderlapp eingeweiht.

„Unser Kirchlein ist eine Rekonstruktion der Hellenthaler Kapelle, wie sie sich 1930 darstellte“, informiert Thomas Trappe, Pressesprecher des Freilichtmuseums. Das bedeutet: Sie hat eine geöffnete Laube, die bei der Prozession durchschritten wird. Mit Fachleuten aus dem Ort und Unterstützung von Ehrenamtlern wurden Fundament und Balken-Konstruktion aufgebaut, das Fachwerk ausgefacht, das Dach gedeckt und der Glockenturm errichtet. Finanziert hat das Ganze der Förderverein des Freilichtmuseums, der gegen eine Spendenquittung Bausteine mit Urkunde verkaufte.

Die Barbara-Kapelle ist das erste Bauwerk der neuen Baugruppe Oberberg, die jenseits des Schellerwegs am Rande des Museumsgeländes eingerichtet wird. Im vorigen Sommer wurden zwei Tunnelröhren durch die schmale Straße geschoben, damit die Besucher durch eine der Röhren in den neuen Museumsteil gelangen können. Die zweite Röhre dient als Durchfahrt für die kleine Feldbahn, die auf schmalen Schienen vorerst nur Material wie Grauwacke, später vielleicht auch die Besucher transportieren darf. Direkt neben der Barbara-Kapelle entstehen bald ein Steinbruch und ein Bergbaustollen – als musealer Beitrag zum Abbau der Grauwacke bis in die heutigen Tage durch die Steinkühler und zur Gewinnung des Eisenerzes durch die Bergleute im Bergischen Land.