Protokoll HKC Mitgliederversammlung 21.08.2014

bei der Veranstaltung im Rheinforum Wesseling wurde zunächst erneut der Hochwasserpass vorgestellt: Dieser Pass soll zur Verringerung und Vermeidung von Schäden durch Hochwasser, Sturzfluten, Starkregen für Wohngebäude und Kleingewerbe führen....

Erster Bestandteil ist ein kostenloser Check mit Kurzbewertung durch das Hochwasserkompetenzzentrum: Hierbei nutzt der Immobilienbesitzer einen speziell ausgearbeiteten Fragebogen um eine kurze Risikobeurteilung zu erhalten. Diese stellt jedoch noch nicht den eigentlichen Hochwasserpass dar, kann aber als dessen Grundlage verwendet werden.

Nach der Erstinformation kann das Hochwasserkompetenzzentrum einen von zur Zeit 44 zugelassenen Sachkundigen vermitteln. Dieser kann als kostenpflichtige Dienstleistung dann den eigentlichen Hochwasserpass ausstellen. Der Pass besteht aus Fotos, einer Objektbeschreibung, Nennung des Gefährdungspotentials so wie allgemeinen Informationen. Hierbei wird der Ist-Zustand bewertet und Empfehlungen für Vorsorgemassnahmen ausgesprochen. Es ist hierbei sinnvoll den eigentlichen Pass erst nach Umsetzung empfohlener Maßnahmen ausstellen zu lassen, um diesen sinnvoll zur günstigen Taxierung bei einer Versicherung verwenden zu können. Eine entsprechende Umsetzung der Empfehlungen kann auch ein Risikoobjekt versicherbar machen; gegebenenfalls bestehende Verträge mit Risikoaufschlägen können so zu günstigeren Konditionen versichert werden.

Der weitere Nutzen des Hochwasserpasses ist die generelle Sensibilisierung zur Ergreifung geeigneter Schutzmaßnahmen, die zu einer Sicherung des eigenen Hab und Guts bei einem Hochwasserereignis führen können. Aber auch ohne ein solches Ereignis dürften die Maßnahmen bei Verkauf oder Vermietung zu einer eindeutigen Wertsteigerung eines Objekts mit Risikopotenzial führen. Unter www.hochwasser-pass.de stehen sowohl der Kurzcheck als auch die weiteren Schritte als Internetanwendung zur Verfügung.

Seit Februar 2014 ist die Website online. Die Zugriffe auf die Seite fallen bisher leider noch sehr gering aus (bisher 4000 Nutzer). Da auch in unserer Region ein erhebliches Risikopotenzial besteht, sollten auch wir als Verein "Lebenswertes Sülztal" weiterhin für dieses Projekt werben, den HKC unterstützen und vor allem Bürger, Verwaltung und Politik auf Risiken und Chancen zum Thema Hochwasser aufmerksam machen.


Im nächsten Vortrag berichtete Thomas Kahlix als der Vertreter der Hochwasser-Bürgerinitiative der Anwohner Rodenkirchens über deren langjährige Erfahrungen mit Verwaltungsinstanzen und Bürgern.

Beim großen Hochwasser 1993 in Köln ging so ziemlich alles schief, was schief gehen konnte. Wieder Bürger noch Stadt waren vorbereitet, das Thema Eigenverantwortung im Bereich des Hochwasserschutzes war weitgehend unbekannt. Die wenigen Bürger, die eigene Vorsorgestrategien getroffen hatten, wurden Opfer im Kompetenzgerangel eingesetzter Hilfskräfte.

Das in der Folge entstandene Bewusstsein für eine notwendige Selbsthilfe führte zum Einbringen von Ideen in offizielle Planverfahren, aber auch zu einer besser strukturierten Eigenorganisation.

Das Leben am Fluss will gelernt sein, jeder Einzelne sollte bereits aus Eigeninteresse die Initiative ergreifen und sich nicht ausschließlich auf Verwaltung und Behörden verlassen. Durch die geänderten Wetterverhältnisse ist es fahrlässig, einzig aus Erfahrungswerten Zukunftsprognosen abzuleiten und aufgrund dieser Basis Empfehlungen auszusprechen und Abläufe für Notfallmaßnahmen vorzubereiten.

Genau dies ist jedoch Grundlage für den Ablaufplan üblicher behördlicher Vorgänge. Ein Ausnahmehochwasser ist auf diese Art und Weise aber nicht planbar. Zumal bedingt durch den Klimawandel diese Ausnahmen erschreckende Häufigkeit annehmen. Hundertjährige Hochwasser kommen nicht unbedingt einmal in 100 Jahren - und sind sicher nicht durch Unkenntnis oder Unbelehrbarkeit in den Verwaltungen aufzuhalten.

Wobei erschreckenderweise behördlich strukturierte Notfallmaßnahmen für Hochwasserereignisse als Planungsbestandteil in vielen potentiell gefährdeten Städten und Gemeinden vollständig fehlen. Im Gegenteil - eine eine teils unverantwortliche Bauleitplanung verführt Bürger zu unbedarften Handlungen bei der Bebauung von Risikoflächen. Die Folgen kennt man zur Genüge aus Berichten und Reportagen in den Medien.

Die Umsetzung der Hochwasserrahmenrichtlinie bei Städten und Gemeinden geht bisher selten über Verwaltungsansätze hinaus. Es passiert noch nichts wirklich Erkennbares, vielerorts ist die Richtlinie bisher lediglich ein Papiertiger. Das Wetter dürfte aber kaum auf die Umsetzung einer Richtlinie warten.

In seinem Vortrag spricht Thomas Kahlix die folgenden Empfehlungen aus:

-eigene Initiativen und Vorsorgemaßnahmen umsetzen
-direkte Kommunikation zwischen den Bürgern ist besser als auf Verwaltungslösungen zu warten: Funktionen wie SMS-und E-Mail Warnungen als Hochwasserwarnschutzkette sind schnell, wirksam und einfach einzurichten
-Absicherung durch Nothilfeparagraph: Ein Bürger der im Notfall hilft ist automatisch versichert
-Risikokultur ist Beteiligungskultur: Durch Einbringen in gemeinschaftliche Projekte können sinnvolle Maßnahmen kurzfristig umgesetzt werden
-Zugzwang: Durch sinnvolle private Lösungsansätze wird auch die Verwaltung in die Pflicht genommen

zur Mitgliederversammlung:

- es waren weniger als 50 Mitglieder anwesend, es wurde eine außerordentliche Beschlussfähigkeit herbeigeführt
- Abschlüsse und Kassenprüfung sind den Mitgliedern bereits vorab per email zugegangen und wurden auf der Versammlung vollständig bestätigt
- Herr Reinhard Vogt und Frau Ulrike Henning legen jeweils zum Ende August 2014 Ihre Ämter nieder (siehe auch "Abschied vom „Hochwasserpapst“ - KStA vom 22.08.)
- Neuer Geschäftsführer wird Herr Henning Werker, der gleichzeitig neuer Leiter der Hochwasserschutzzentrale Köln ist
- stellvertretender Geschäftsführer wird Herr Daniel Heinz

-Auch nach seiner Tätigkeit als Geschäftsführer wird Herr Vogt weiterhin das HKC Mobil betreuen und weniger umfangreiche Aufgaben übernehmen
- das HKC mobil ist bis Februar 2015 personalmässig planbar, danach fällt der durch das Arbeitsamt geförderte Platz von Frau Sagel weg
- Das angestoßene Grundhochwasserprojekt ist fertig, eine Evaluierung folgt beim nächsten Hochwasser
- auf der Website stehen neue pdf's zum Thema Hochwasser zum Download bereit
- Das Projekt biscom dürfte 2014 abgeschlossen sein. Dieses Projekt könnte auch für das lebenswerte Sülztal eingebunden werden, um Hochwasserszenarien auf digitalen Plänen abzubilden
- kleine Anträge für Unterstützungen im Gesamtrahmen bis zu 10000€ können aus dem Topf des HKC gefördert werden

PS: Bei der Veranstaltung war leider leider niemand vom Aggerverband (kurzfristige Absage) oder der Stadt Rösrath anwesend.