Rösrather Stadtwerke liefern Strom und Gas - Zeit zum Wechseln?
Die Energiemärkte in Deutschland waren bis vor kurzem in der Hand weniger selbstherrlicher, bürgerferner Unternehmen wie E.ON und RWE, die bis zuletzt an der Kernenergie festhielten. Die lange überfällige Energiewende hat zwei Aspekte: zum einen im Interesse des Klimaschutzes und der kommenden Generationen die Hinwendung zu erneuerbaren Energien, zum anderen die Regionalisierung der Erzeugung und Verteilung von Energie.
Natürlich versuchen die alten Monopolisten, auch bei den erneuerbaren Energien wieder die Oberhand zu gewinnen und setzen deshalb auf Großprojekte wie Solarstrom aus Nordafrika oder große Windparks in der Nordsee. Dazu bedarf es riesiger Investitionen in Anlagen und Energienetze, die nur sie stemmen können (aber nach Möglichkeit soll dies natürlich der Steuerzahler über den Staat für sie machen). Eine Energiewende ohne Regionalisierung, wie sie auf Bundesebene vor allem von der FDP betrieben wird, ist deshalb keine richtige Energiewende.
Um so besser ist deshalb die von allen Parteien getragene Entscheidung des Rösrather Stadtrats, die Energieversorgung in die Hände der eigenen Stadtwerke zu nehmen (genauer: in die Hände der mit den Stadtwerken Aachen zusammen gebildeten neuen Tochtergesellschaft Stadtwerke Rösrath - Energie GmbH) und zu 100% auf erneuerbare Energien zu setzen. Dieser Beschluss nutzt der Stadt und den Bürgern. Was nützt aber eine neue Gesellschaft, wenn sie nicht genügend Kunden gewinnt? Die Stadtwerke - Energie Rösrath hat jetzt ihre Tarife festgelegt und veröffentlicht.
Nun liegt es natürlich in der Hand jedes einzelnen Verbrauchers, zu entscheiden, von wem er Strom und Gas beziehen will. Wir empfehlen aber jedem, dieses neue Angebot der Stadtwerke sorgfältig zu prüfen und dann erneut zu entscheiden.
Die angebotenen Tarife für Strom und Gas sind günstig - deutlich günstiger als die vom bisherigen Grundversorger angebotenen Tarife. Ein auf diesen Webseiten angebotener Tarifrechner ermöglicht jedem, anhand seiner Verbrauchsdaten und bisherigen Rechnungen den Vergleich zu machen.
Der Vergleich auf Portalen wie verivox und check24 hilft nur bedingt - man muss ganz genau auf die Vergleichskriterien achten. Da werden z.B. (oftmals nicht unerheblich hohe) einmalige Boni* auf den in der ersten Spalte ausgewiesenen Endpreis angezeigt, werden Anbieter mit Vorkasse (wer erinnert sich nicht an Teldafax!) oder Kautionen berücksichtigt, sind Preisgarantien nur bedingt und für kürzere Zeiträume gegeben, tauchen kWh-Paket-Tarife mit erheblichen Aufschlägen bei Mehr- oder Minderverbrauch auf (und wer weiß schon genau, wie viel man im kommenden Tarifjahr wirklich verbrauchen muss), und sind die Vertragslaufzeiten und Kündigungsfristen anders. Ein Vergleich muss deshalb all diese Kriterien für garantierten Ökostrom und Ökogas berücksichtigen, bei denen ihre Anbieter auch nachweislich in neue Anlagen für erneuerbare Energien investieren.
Einige Anbieter locken mit einem zum Teil erheblichen Neukundenbonus im ersten Jahr und sind damit günstiger als der RöStrom-Tarif. Für die Rösrather StadtWerke Energie sind alle Kunden Neukunden - sie können sich das so nicht leisten. In den Folgejahren muss der Strom bei diesen Boni-Anbietern dann teurer werden bezahlt als bei RöStrom, und wer schafft es schon, rechtzeitig zu wechseln? Bei einem Wechsel landet man übrigens zwischenzeitlich wieder beim viel teureren Grundversroger RheinEnergie. Uns ist Nachhaltigkeit und Lebensqualität in unserer Region wichtiger als ein einmaliges "Schnäppchen".
Diesen Vergleich kann man im Augenblick auch deshalb nur selbst machen, weil die Vergleichsportale die Tarife der Rösrather Stadtwerke noch nicht erfasst haben (teilweise lassen die Portale sich dies von den Anbietern teuer bezahlen - sonst erscheint man nicht im Vergleich). Bei unseren Vergleichen schneiden die Angebote der Rösrather Stadtwerke gut ab. Dabei sollte jeder Kunde sich nicht nur überlegen, was er persönlich zu zahlen hat, sondern auch, was die Versorgung durch die eigenen Stadtwerke für die Region bedeuten:
Steuern und Gebühren, die am Sitz des Unternehmens in Rösrath anfallen (und nicht in Köln, Essen, Hamburg oder Niederlanden),
in Zukunft Netzentgelte an die Stadtwerke (wenn die Strom- und Gasnetze selbst übernommen werden)
Arbeits- und Ausbildungsplätze vor Ort,
Aufträge (die vor Ort erteilt werden ), und die
Möglichkeiten für Sponsoring in der Stadt.
Ihre Entscheidung können und wollen wir Ihnen nicht abnehmen. Wir bitten Sie aber, sich aus den genannten Gründen ernsthaft mit diesen neuen Angeboten zu befassen.
Klaus Hasbron-Blume
Vereinsvorsitzender