INFORMATIONSTAG -Technische Helfer gegen die Flut
Experten zeigten, wie sich Hausbesitzer vor Hochwasser schützen können - Kölner Stadt-Anzeiger vom 18.03.2014
Rösrath. Reinhard Vogt steht inmitten eines leeren Ladenlokals, über den Boden verteilt stehen technisches Gerät, Modelle aus Metall und Plastik. Gerade erklärt er eines davon, ein halbes Dutzend Männer und Frauen stehen um ihn herum, einige nehmen die Vorrichtung aus Plastik, ein Rückstauventil, in die Hand und begutachten sie kritisch. Die Ausstellung ist Teil des Hochwasser-Informationstags, den der Verein "Lebenswertes Sülztal" zusammen mit dem Kölner "Hochwasser-Kompetenz-Centrum" (HKC) am Samstag veranstaltete. Die Geräte, die sich jeder zu Hause einbauen kann, sind zur Hochwasser-Prävention gedacht.
"Das Problem ist immer, dass erst einmal etwas passieren muss", erklärt Vogt. Und selbst wenn ein Problem erkannt worden sei, werde kaum praktische Hilfe geboten: "Es werden zwar Risiko-Karten gezeigt, aber nicht erklärt, wie man sich selber schützen kann." Und das funktioniert auf unterschiedlichen Weisen. Das Rückstauventil verhindert beispielsweise, dass Wasser aus überlaufenden Kanälen im Keller landet. Verschiedene Vorrichtungen können helfen, Barrieren zu schaffen oder Türen und Fenster zu verschließen, ob mit Magnet-Vorrichtungen oder klappbar.
Risiko-Check fürs Eigenheim
Wenn das Wasser schon im Haus ist, helfen Pumpsysteme. Vogt ist selbst im Hochwasserschutz tätig. Er vertritt jedoch keinen einzelnen Hersteller, sondern will zeigen, was möglich ist und "Hochwasserschutz zum Anfassen" bieten. Mit einem Bus als mobilem Informationszentrum ist er unterwegs, meist von den Kommunen oder Vereinen eingeladen.
Direkt nebenan in einem anderen Ladenlokal erklärt der Verein "Lebenswertes Sülztal" den Hochwasserpass, ein einfacher Risiko-Check des HKC für das eigene Heim. Angesichts der vielen Risiken, über die sie zum Nachdenken gebracht werden, murmelt einer der Zuhörer: "Ich krieg schon kalte Füße."
Klaus Franssen ist über die Flyer des Sülztaler Vereins auf die Veranstaltung aufmerksam geworden. "Wir wollten wissen, wo wir stehen", erklärt er. Er hat andernorts schon Hochwasser erlebt und weiß: "Wenn es einmal soweit ist, kann man auch nicht mehr viel machen." Eine andere Besucherin ist selbst Mitglied des Vereins: Gaby Züchner ist eingetreten, nachdem sich der Verein gegen die geplante Bebauung der Retentionsfläche Lehmbach-Nord stark gemacht hatte.
Sie wohnt selbst dicht an einer Überflutungsfläche und musste böse Erfahrungen mit Starkregen machen: Ihre Regenrinne hat dem Wasserandrang des Pultdaches nicht standhalten können, sodass das Wasser am Ende durch die Lichtschächte im Keller landete. "Ich habe heute festgestellt, dass unser Haus auf den Risiko-Karten im Gefahrengebiet eines 100-Jahr-Hochwassers steht." Sie lacht kurz auf. "Das ist echt gemein, uns gehört eines von nur vier Häusern, die da drin stehen. Dass wir da gefährdet sind, hätte ich nicht gedacht."